Tony Blair und Claudia Schiffer in Erklärungsnot

Der britische Ex-Premierminister Tony Blair und seine Ehefrau Cherie haben beim Kauf einer Immobilie von einem Steuerschlupfloch profitiert. Es geht um ein Gebäude in London, das die Blairs im Jahr 2017 für 6,45 Millionen Pfund (heute 7,5 Millionen Euro) erwarben und das heute Sitz von Cherie Blairs Rechtsberatung sowie ihrer Stiftung ist. Dieses Gebäude gehörte einer Offshore-Firma, die auf den Britischen Jungferninseln registriert war – und von den Blairs aufgekauft wurde.

Dazu gründeten sie ein Unternehmen, wie die BBC unter Berufung auf die sogenannten „Pandora Papers“ berichtet. Da sie so ein Unternehmen erwarben und keine Immobilie, fiel keine Grunderwerbsteuer an. Damit sparten der ehemalige britische Premierminister und seine Ehefrau 312.000 Pfund. Nach abgeschlossener Transaktion wurde die Offshore-Firma aufgelöst. Das ist recht peinlich für den Labour-Politiker, der Steuerschlupflöcher wiederholt kritisiert hatte. Illegal handelte das Paar aber nicht, wie die BBC betonte.

Die „Pandora Papers“ sind eine neue Enthüllung des Internationalen Konsortiums von investigativen Journalistinnen und Journalisten (ICIJ). Eine nicht genannte Quelle spielte der Organisation 11,9 Millionen Dokumente von 14 in Steueroasen tätigen Finanzdienstleistern zu, die über mehrere Monate von Reportern in mehr als 100 Ländern ausgewertet wurden. Zu den Partnermedien zählten in Deutschland NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung sowie unter anderem die Washington Post, der britische Guardian und Le Monde aus Paris.

35 aktuelle und ehemalige Staatslenker

Cherie Blair sagte der BBC, ihr Mann sei nicht an dem Geschäft beteiligt. Lediglich die Hypothek für das Gebäude sei aufgrund ihres gemeinsamen Einkommens und Kapitals für das Geschäft ermittelt worden. Sie betonte, sie habe das Gebäude zurück unter britische Steuer- und Regulierungsvorschriften gebracht, im Falle eines Weiterverkaufs würden Kapitalertragsteuern fällig.

Auch für andere Politiker und Prominente könnten die Enthüllungen unangenehm werden. Nach Angaben der Autoren enthalten die Dokumente die Namen von 35 amtierenden und früheren Staatslenkern sowie von mehr als 330 anderen Politikern und bekannten Persönlichkeiten. Sie sollen „mithilfe von intransparenten Trusts, Stiftungen und Briefkastenfirmen“ Geld angelegt haben.

Zu ihnen zählt auch der tschechische Ministerpräsident Andrej Babis, der besonders im Fokus steht, weil er sich in der heißen Phase des Wahlkampfs vor der Parlamentswahl in der Tschechischen Republik am 8. und 9. Oktober befindet. Babis soll ein Landgut in Frankreich für 15 Millionen Euro auf intransparente Weise gekauft haben. Der Kaufpreis sei „über Briefkastenfirmen in Washington, Monaco und den Britischen Jungferninseln nach Frankreich“ geflossen, wie die Süddeutsche Zeitung (SZ) schreibt. Der Fall geht demnach auf das Jahr 2009 und damit auf die Zeit vor dem Eintritt des Multimilliardärs in die Politik zurück.