Doordash: Lieferdienst verschwindet aus Deutschland und setzt auf Wolt

Wirtschaft Wolt-Trick

Lieferdienst Doordash verschwindet aus Deutschland und hofft doch auf das große Geschäft

Stand: 12:20 Uhr

Der Lieferdienst Doordash hat seine Wurzeln in den USA Der Lieferdienst Doordash hat seine Wurzeln in den USA

Der Lieferdienst Doordash hat seine Wurzeln in den USA

Quelle: Getty Images

Ein seltsames Experiment geht zu Ende: Der amerikanische Lieferdienst-Konzern Doordash hatte ausgerechnet Stuttgart für seinen Europa-Start ausgewählt. Jetzt setzt er allein auf einen zugekauften Anbieter. Der Plan kann aufgehen.

Es war einer der seltsameren Vorgänge in der an überraschenden Volten nicht gerade armen Szene der Essens-Lieferdienste. Doordash, mit 4,9 Milliarden Dollar Jahresumsatz in Nordamerika einer der großen Anbieter, startete im vergangenen Herbst sein Europageschäft nicht wie erwartet in einer der Millionenstädte, sondern im vergleichsweise kleinen Stuttgart.

Nicht nur der Ort des Angriffs auf Lieferando und andere kam überraschend, auch der Zeitpunkt. Nur wenige Tage zuvor hatte Doordash angekündigt, den europäischen Konkurrenten Wolt für sieben Milliarden Euro in Aktien zu übernehmen. Dennoch beteuerte der eigens nach Stuttgart eingeflogene Konzerngründer Andy Fang damals, ein „nachhaltiges Geschäft“ in Deutschland aufbauen zu wollen. Stellen für Städte wie Hamburg und Berlin hatte er für Doordash bereits ausgeschrieben.

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Nun ist klar: Die Marke Doordash hat in Deutschland keine Zukunft. Allein die Marke Wolt werde in Deutschland weitergeführt, sagte ein Sprecher WELT. Die 60 Mitarbeiter, die Doordash in Deutschland aufbauen sollten, sollen demnach von der Berliner Friedrichstraße in die Wolt-Deutschlandzentrale im ehemaligen MTV-Büro am Spreeufer der East Side Gallery ziehen.

Hintergrund ist der nun abgeschlossene Vollzug der Wolt-Übernahme durch Doordash, die die Amerikaner am Mittwoch verkünden werden. Der Deal ist rechnerisch billiger geworden: Schließlich zahlt Doordash die Wolt-Investoren komplett mit eigenen Aktien aus, die im Zuge der Börsenturbulenzen seit Beginn des Jahres fast 50 Prozent an Wert verloren haben.

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Mit der Übernahme verliert der vom Finnen Miki Kuusi gegründete Lieferdienst Wolt endgültig seine Eigenständigkeit, wenngleich die Marke in Europa und Japan bleibt. Für Doordash, das bislang fast ausschließlich in Nordamerika tätig war, ist der Zukauf der große Schritt auf die europäischen Märkte.

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Mit viel Risikokapital war Kuusi 2014 einige Jahre nach dem Lieferando-Konzern Just Eat Takeaway und dem Dax-Konzern Delivery Hero gestartet, hat aber schnell in 23 Ländern Marktanteile gewonnen. Seit 2020 hat Wolt von Berlin aus auch das Deutschlandgeschäft ausgebaut – inzwischen in 13 Städten. Damit macht der Anbieter mit dem blauen Schriftzug vor allem Lieferando Konkurrenz. Schrittweise sollen auch Lieferungen aus Supermärkten hinzukommen.

Wolt-Gründer Kuusi bleibt nach der Übernahme an Bord und soll das internationale Geschäft leiten, übernimmt also auch die Verantwortung für das Berliner Doordash-Team. Die neue Konzernmutter Doordash ist zudem am superschnellen deutschen Lieferdienst Flink beteiligt. Die Beteiligung sei „strategisch“, heißt es bei Doordash. Über weitere Pläne für Flink schweigt sich der Konzern aber aus.

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Bis auch die Nutzer in Stuttgart die Marke Wolt sehen, wird es noch etwas dauern. „Wolt ist in Stuttgart noch nicht einsatzbereit, und wir arbeiten an einem Launchplan“, sagte der Sprecher. Zudem muss Doordash eine Lösung für die dortigen Kuriere finden.

Anders als Wolt haben die Amerikaner die Radfahrer in Stuttgart nicht selbst angestellt, sondern arbeiten mit einem Dienstleister zusammen. Wolt kommt hingegen auf die stolze Zahl von 3500 Mitarbeitern in Deutschland, da viele Kuriere nicht Vollzeit arbeiten. Im laufenden Jahr wolle der Anbieter sein Berliner Team für Tech und Produkt verdoppeln, hieß es.

Zu den Interessenten für die Wolt-Übernahme gehörte im vergangenen Herbst auch Delivery Hero. Allerdings musste der Berliner Konzern hinter dem finanzstärkeren und deutlich höher bewerteten US-Rivalen zurückstehen.

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